30.07.2025

#mitreden #mitforschen – Ein Projekttag mit dem Evangelischen Gymnasium Werther

Wie reden eigentlich Politiker*innen im Bundestag über junge Menschen?

Dieser Frage geht nicht nur ein kleines Team der ConflictA seit längerem nach, sondern auch punktuell eine Gruppe junger Menschen des Evangelischen Gymnasiums Werther. Nico Noltemeyer und Max Breger waren anschließend direkt auf der Tagung ‚Jugend(en) im Spannungsfeld von Normativität(en) und Normalität(en)‘ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Wo die ConflictA überall unterwegs ist, dokumentieren wir auch in unserem Story-Highlight auf Instagram.

Am 18. Juni 2025 nahmen 15 Lernende der siebten bis zehnten Klasse den Projekttag ihrer Schule als Gelegenheit, mit uns zu forschen und in den Austausch zu kommen. Nach einer intensiven Kennenlernrunde, in der bereits Stellung zu verschiedenen Statements bezogen wurde (bspw. „Ich bin politisch aktiv“ und „Politiker*innen reden über Themen, die mich ebenfalls beschäftigen“), haben wir mit Hilfe eines Quiz festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, Aussagen einer Partei oder gar einzelnen Politiker*innen zuzuordnen. Auch die Frage wer zu ‚der‘ Gruppe ‚junge Menschen‘ gehört, wurde mit unterschiedlichen Positionen beleuchtet. „Wenn man einen richtigen Job hat, dann ist man nicht mehr jung“ positionierte sich ein Schüler. „Mit Mitte 30 ist man an der Grenze“ meinte eine Schülerin. Dass es nicht ‚die‘ Gruppe junger Menschen gibt und Lebenswelten ganz unterschiedlich sind, war schnell klar. Das wurde ferner bestätigt, als in Einzelarbeit Sätze ergänzt wurden. (siehe Bilder)

Gemeinsam forschen

Um der Ausgangsfrage „Wie reden Politiker*innen im Bundestag über junge Menschen?“ forschend nachzugehen, haben Dr. Max Breger und Nico Noltemeyer Wortlisten erstellt, die aus den gesamten Bundestagsreden zwischen den Jahren 1989–2023 stammen. Aus diesem Datensatz wurden verschiedene Wortarten gefiltert, die in den Reden unmittelbar vor oder nach den Wörtern „Jugend“ stehen. Anschließend wurde diese nach Häufigkeit und Wortart sortiert. Ein Beispiel: Die Top 3 der mit „Jugend“ in Verbindung gebrachten Verben aus diesem Zeitraum sind: 3) „aufwachsen“, 2) „fördern“ und 1) „ausbilden“.

Wie interpretieren wir diese Liste von Verben -positiv, neutral, negativ- und an was für Bilder denken wir dabei? Auch hier gab es viele unterschiedliche Stellungnahmen, aber mit Blick auf die Liste der Verben fassen alle vier Gruppen zusammen: „eher positiv bis neutral“. Deutlich anders war das Ergebnis bei der Liste der Adjektive. Hier wurde von allen Gruppen eine selten neutrale, vorwiegend negative Lesart bekräftigt.

Die Top 3 der Adjektive sind: 1) „benachteiligt“ 2) „arbeitslos“ 3) „ausländisch“.

Nach einer ‚großen Pause‘ in unserer Uni-Küche ging es mit der Dateninterpretation weiter. Nun wurden einige Grafiken analysiert und interpretiert. Wann wurde besonders oft, wann wurde besonders wenig über Jugendliche gesprochen? Das waren die Fragen der ersten Auseinandersetzung, woran angeknüpft Vermutungen gesammelt wurden, die mögliche Erklärung boten, aber vor allem weitere Fragen und damit Forschungs- und Wissensdrang produzierten:

Welche Rolle konnten aktuelle oder historische Ereignisse haben? Von Corona-Pandemie bis Mauerfall wurden Ideen gesammelt.

Danke

Wir danken allen Teilnehmenden für Ihre Offenheit, Kreativität und ihren Mut. Besonderer Dank geht an die verantwortliche Lehrkraft Sabrina Kastrup.

Mehr zu dieser aktuellen Forschung gibt es demnächst auf unserer Website zu finden (unten findet Ihr auch das Feld für die Newsletter-Anmeldung) und Live bei unserem Beitrag zur Ringvorlesung „Regulierung von Kindheit und Jugend“ des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung (ZKJF) an der Universität Bielefeld am 23. Januar 2026.

Noch erwähnenswert  

Ähnliche Forschung hat Salon5, die Jugendredaktion von CORRECTIV, mit Wahlprogrammen aus dem Jahr 2024 durchgeführt.

Eigene Screenshots, Salon 5 vom 6. Februar 2025. Instagramprofil zu finden unter: https://www.instagram.com/salon5_/

Text von: Nico Noltemeyer

Fotos: Sabrina Kastrup; Jessica Kengatharan ConflictA