30.04.2025

„Konflikten begegnen“ Kommunales Konfliktmanagement – Zusammenhalt und Teilhabe in Bielefeld. Wie wir kommunalen Konflikten in der Stadtgesellschaft begegnen wollen.

Ein Gastbeitrag von Wilhelm Berghan und Pauline Junker.

Die Lebenswelten, Hintergründe und Einstellungen der Bielefelder*innen sind vielfältig. Bielefeld ist bunt und weltoffen – das ist der Anspruch von Vielen. Das Integrationsmonitoring des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Bielefeld zeigt jedoch auch: Rund ein Drittel hält den gesellschaftlichen Zusammenhalt für gefährdet und vertritt die Meinung, dass zu viele kulturelle Unterschiede diesem schaden. In einer pluralen Demokratie gehören Unterschiede und auch Auseinandersetzungen über das Zusammenleben mit dazu. Dies kann sogar eine positive Wirkung entfalten, wenn durch gemeinsame Aushandlung neue Wege und Umgangsweisen mit Herausforderungen gefunden werden. Konflikte können Menschen jedoch auch schaden und Integration verhindern, beispielsweise, wenn Rassismus und Menschenfeindlichkeit die Oberhand gewinnen.

In einer pluralen Stadtgesellschaft ist daher ein konstruktiver Umgang sowie die Prävention von Konflikten wichtig. Das kommunale Konfliktmanagement wurde entwickelt, um an diesem Hebel systematisch anzusetzen. Es befasst sich mit Konflikten, die den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft und die Teilhabe einzelner Gruppen gefährden.

In den Jahren 2024 und 2025 wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts der ConflictA ein kommunales Konfliktmanagementsystem gemeinsam mit der medius Konfliktmanagement und Organisationsentwicklung aufgebaut und eine Vielzahl von Konfliktmanager*innen qualifiziert.
Ziel ist die Prävention und konstruktive Bearbeitung von zusammenhalts- und teilhabebezogenen Konflikten in Bielefeld. Dazu wird eine systematische Erfassung von Konflikten und davon ausgehend eine Berichterstattung zum Konfliktgeschehen angestrebt. Die Konfliktanlaufstelle im Kommunalen Integrationszentrum steht der Verwaltung und Organisationen in Bielefeld beratend zur Seite – auch präventiv. Sie kann Vorschläge für den Umgang mit Konflikten erarbeiten und die Konfliktbearbeitung lösungsorientiert begleiten.

Beispiele für Konfliktlagen bei denen das Konfliktmanagement hinzugezogen werden kann:

  • Konflikte über den Umgang mit Zuzügen und das Zusammenleben in Vielfalt (z.B. Konflikte um Unterkünfte von Geflüchteten);
  • politisch ideologisch aufgeladene Konflikte, die auf die Stadtgesellschaft ausstrahlen und zu Konflikten zwischen Communities führen (wie sie z.B. ausgehend aus dem Israel-Palästina-Konflikt und dem Krieg in der Ukraine zuletzt deutlich geworden sind);
  • aus Konflikten entstehende Polarisierungen und deren Vereinnahmung von extremen oder gewaltbereiten Gruppe (z.B. rechtextremistische Vereinnahmung von Themen und Mobilisierung).

Zum Start des Konfliktmanagement „Zusammenhalt und Teilhabe“ hat das Kommunale Integrationszentrum am 28.03.25 zur Kick-Off Veranstaltung „Konflikten begegnen“ fachliches Publikum und Bürger*innen eingeladen. Begrüßt wurden die Teilnehmenden durch den Sozialdezernenten Ingo Nürnberger. Gerahmt wurde die Veranstaltung mit einem Fachvortrag von Prof. Dr. Beate Küpper, die über Herausforderungen und Chancen von kommunalen Konflikten aus wissenschaftlicher Sicht referiert hat und gleichzeitig die Auswirkungen und Handlungsmöglichkeiten auf einer lokalen Ebene vermittelt hat. Die anschließende Fishbowl-Diskussion hat unterschiedliche Sichtweisen aus einer Vielzahl von Arbeitsfeldern, wie Schule, Sozialarbeit, Forschung und Mediation zusammengebracht. Gemeinsam mit dem Publikum wurden unterschiedlichste Fragen und Thesen aufgeworfen und neue Perspektiven eröffnet. Kontroverse Punkte waren genauso Teil der Diskussion wie das gemeinsame Besinnen darauf, dass die Sensibilität kommunale Konflikte zu erkennen und diese anzugehen, eine gemeinsame Aufgabe ist. Ein anschließender Input hat Klarheit über den Aufbau und Ablauf des Konfliktmanagements in Bielefeld gegeben. Viele Netzwerkpartner*innen, die schon im Konfliktmanagement aktiv sind, konnten sich austauschen und neue Kolleg*innen kennenlernen. Andere haben das Konfliktmanagement, Wege der lokalen Konfliktbearbeitung und die Ansprechpersonen kennengelernt. Die Auftaktveranstaltung war gut besucht, die Diskussionen lebhaft und aktuell. Insgesamt wurde so ein Grundstein für eine gemeinsame und vertrauensvolle Zusammenarbeit gelegt.



Das Konfliktmanagement in Bielefeld wurde ermöglicht durch und wissenschaftlich begleitet von der ConflictA.

Ansprechpersonen für das kommunale Konfliktmanagement „Zusammenhalt und Teilhabe“ der Stadt Bielefeld sind Wilhelm Berghan und Pauline Junker. Alle Informationen und Kontaktadressen finden sich auf der Homepage des Kommunalen Integrationszentrums: ki-bielefeld.de/konfliktmanagement