10.07.2025

Wie kann eine konfliktsensible Beteiligungskultur zur „Energiewende“ gestaltet werden?

25.–26. Juni 2025 | Historisches Museum Bielefeld

Auf Basis dieser Frage versammelten sich am 25. und 26. Juni 2025 rund 15 Expert*innen aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft im Historischen Museum Bielefeld. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Konfliktakademie – „ConflictA“ – der Universität Bielefeld im Rahmen des WissKON-Projekts, gefördert durch das Bundesministerium für Technik und Raumfahrt im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2025 unter dem Motto „Zukunftsenergie“.

Unter dem Titel „Konfliktsensibel kommunizieren in der Energiewende“ diskutierten die Teilnehmenden zwei Tage lang, wie Kommunikationsformate inklusiver, zugänglicher und sensibler gestaltet werden können – besonders dort, wo unterschiedliche gesellschaftliche Interessen oder auch Werte aufeinandertreffen.

 Ziel des Workshops war es, Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungen zu verbinden, insbesondere im Hinblick auf Beteiligungsprozesse in diversen Gesellschaften. Im Fokus standen unter anderem junge Menschen aus Haushalten mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen, Menschen mit Behinderungen oder Menschen, die auf sprachliche Barrieren stoßen, da sie besonders wenig Gehör finden in Beteiligungsprozessen.

Moderiert wurde der Workshop durch die Prozessbegleiterin Kristin Horn. In einer Übung mit dem Titel „Kopfstand“ sammelten wir mit dem kollektiven Erfahrungswissen im Raum typische Fehler und Barrieren in Beteiligungsprozessen. Was erschwert oder verhindert Teilhabe? Darauf aufbauend entwickelte die Gruppe alternative, konstruktive Ansätze für inklusive Beteiligung.

Während Beispiele aus Beteiligungsprozessen am ersten Tag häufig um kommunale Stadtentwicklungsprozesse kreisten, legten wir am zweiten Tag einen Blick auf das Besondere hinsichtlich Beteiligungsprozessen in der Energiewende– werden hier doch Entscheidungen häufig auf Bundes- und nicht auf kommunaler Ebene getroffen.

Kommunen sind dann meist nur noch Ausführende. Sie können nicht mehr oder nur noch eingeschränkt mitentscheiden. Gleichzeitig sind Kommunen diejenigen, die über Energiewendeprojekte in der lokalen Bevölkerung informieren müssen. Das komplexe Wissen um die Verfahrensplanung stellt hier auch eine Hürde dar. Verständliche Formen, diese Entscheidungswege und Mitwirkungsmöglich- oder Unmöglichkeiten zu vermitteln, könnte ein Schlüssel sein.

Über das „Ob“ der Energiewende fehlt zudem der gesellschaftliche Diskurs: kleinräumige Projekte in Kommunen werden genutzt, um die ausbleibende gesellschaftliche Debatte nachzuholen – mit viel Frustpotential für alle Beteiligten. Das führt dazu, dass Konflikte sich „von der Sache“ weg bewegen hin zu Aushandlungen über den Wert demokratischer Beteiligung. In der Konsequenz entstehen häufig Vorwürfe der Scheinpartizipation sowie Vertrauensverluste in Politik/Verwaltung.

In einem produktiven Sprint entwickelten die Teilnehmenden sechs fiktive Personen („Personas“), die exemplarisch für Zielgruppen mit bislang wenig Zugang zu Beteiligung stehen. Auf dieser Grundlage entwickelten wir Ideen für neue Formate, die an den Bedürfnissen und Lebensrealitäten dieser sechs Personen ansetzten und ihnen mehr Teilhabe ermöglichen sollen.

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden am Ende des Workshops waren positiv bei gleichzeitiger Neugier auf das, was daraus im Anschuss folgt. So viel können wir schon einmal festhalten: Konfliktsensible Kommunikation braucht Zeit, Reflexion und gute Vorbereitung – aber sie ist möglich. Die Ergebnisse des Treffens fließen nun in die Entwicklung von Lernmaterial für Menschen, die Beteiligungen planen, ein.

Text von: Farah Al Sheikh, Esther Rüßler

Fotos © ConflictA