Unter dem Motto „Kontrovers, aber fair – Impulse für eine neue Debattenkultur“ lud die Initiative Wissenschaft im Dialog vom 15. bis zum 17. November 2023 zum Forum Wissenschaftskommunikation in die Stadthalle Bielefeld ein. Vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) waren fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort mit dabei – Zeynep Demir, Paulo Isenberg Lima, Moritz Schlenk, Esther Rüßler und Felicitas Wagner.
Das IKG leistete sowohl mit einem Stand im Ausstellerbereich, an dem sich unter anderem die neue Konfliktakademie ConflictA erstmals öffentlich präsentierte, sowie mit Zeynep Demirs Auftritt auf dem Panel „Vielfalt statt Einfalt: Wie steht es um die Diversität in der Wissenschaftskommunikation?“ auch inhaltlich einen Beitrag zum Forum. Das Panel war geprägt von kurzen Inputs der am Podium teilnehmenden Personen sowie einer Diskussionsrunde, die Teilnehmenden Raum dafür bot, ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Thesen im Plenum zu teilen. So gab es aus dem Publikum z.B. Erfahrungswerte, die auch anderorts schnell in die Praxis umzusetzen wären: Über Kooperationen mit Lehrkräften und einen Termin im laufenden Schuljahr erreichte die Kinderuni der Universität Bremen ein diverses Publikum mit ihren Angeboten. Gleichzeitig wird noch Aufholbedarf darin gesehen, dass auch die aktiven Wissenschaftler*innen oder Angebotsleiter*innen, mehr Diversität abbilden, um als Rollenvorbild für die Kinder fungieren zu können. Weitere Denkanstöße der Diskussionen waren beispielsweise, dass Homogenität Gefahr laufe, wertvolle Potentiale und Perspektiven zu verlieren, und dass es wichtig wäre, von einem Gegensatz wie „wir“ und „die anderen“ wegzukommen, und mehr auf Gemeinsamkeiten zu schauen, die Personen oder Gruppen auch unabhängig von den „Vielfältigkeitsdimensionen“ zusammenbringen oder unterscheiden.
Um Gemeinsamkeiten ging es auch in der Keynote von Prof. Olaf Kramer (Universität Tübingen). Sie seien ein wichtiges Mittel gegen Polarisierung. Die Diagnose, dass wir in einer zerrissenen Gesellschaft leben, sei für die deutsche Gesellschaft derzeit nicht zutreffend, sagte Kramer in seiner Keynote. Eine Lagerbildung wie z.B. in den USA, gäbe es in Deutschland derzeit nicht, dennoch nähmen polarisierte Debatten jedoch zu. Um Polarisierung zu überwinden, empfiehlt Kramer eine „bridging rhetoric”, die Brücken zu Menschen baut, die nicht ohnehin bereits denken wie man selbst. Deshalb sei in der Wissenschaftskommunikation auch nötig, sich genau mit der adressierten Zielgruppe zu befassen, und sich zu überlegen, wie die zu vermittelnde Botschaft bei dieser ankommt. Um Dialoge mit Menschen, die politisch anders denken als man selbst, ging es auch im Pre-Conference Workshop der ZEIT Verlagsgruppe zu den „my community talks“ der ZEIT – am bekanntesten wahrscheinlich das Format „Deutschland spricht“. Die Idee: Menschen, die unterschiedliche politische Einstellungen vertreten, treffen sich und tauschen sich aus.
Auch dank des thematisch sehr passenden Mottos des Forums Wissenschaftskommunikation für die in diesem Jahr am IKG gestartete ConflictA, gab es wertvollen Input, interessante Gespräche und neue Gelegenheiten Netzwerke und Kontakte zu knüpfen – so das Resümee des Teams. Insbesondere am IKG-Stand sowie mit den Nachbarständen im Ausstellerbereich gab es einen regen Austausch und erste Ideen für mögliche Kooperationen, um die wichtigen Themen der Konfliktforschung weiterzubringen und in die Praxis und Gesellschaft zu tragen.